Tag neun: Elefant hat Kater
13. Juni 2010
Tag eins nach dem Start der WM begann mit einem Elefanten, der gegen acht Uhr um unser Haus schlich und jammerte – wahrscheinlich hatte er einen Kater nach den rauschenden Feiern des Auftakt-Unentschiedens. Es könnte aber auch einfach nur ein Südafrikaner gewesen sein, der mit dem, was von seinen Lippen übrig war, in eine Vuvuzela blies. Die Cape Argus, eine von zwei Kapstädter Tageszeitungen, berichtete heute über ein neues Krankheitsbild, das sich unter Südafrikanern breitmacht: “sore lips”. Zu Deutsch: “wunde Vuvu-Lippe”. Die Lippen des Menschen sind einfach nicht geschaffen für ununterbrochenes Vor-sich-hin-Trompeten. So gesehen besteht also Hoffnung für all diejenigen, denen diese WM schon jetzt zu den Ohren heraushängt: Die Südafrikaner werden das Getröte in den kommenden vier Wochen allein körperlich gar nicht durchhalten können.
Nachdem sich der verkaterte Elefant verzogen hatte, haben wir uns auf die Suche gemacht nach den Fanfesten, die hier an fünf Orten aufgebaut sind: das größte in der Innenstadt, die kleineren in den Vororten und im Township Khayelitsha. Diese Feste sollten ein Beitrag sein dafür, dass sich die Südafrikaner diese WM auch tatsächlich ansehen können. Das ist hier beileibe keine Selbstverständlichkeit. Kapstadt zum Beispiel hat drei Millionen Einwohner. Das klingt nach Metropole, nach U-Bahn-Netz und Nahverkehrssystem. Die Wirklichkeit aber sieht so aus: Die wohlhabenden Südfrikaner fahren alle Auto, was dazu führt, dass morgens die Highways in Richtung Innenstadt verstopft sind und abends die in die andere Richtung. Diejenigen, die sich kein Auto leisten können, quetschen sich in Neun-Mann-Busse, die sogenannten Minitaxis. Es gibt zwar ein paar Bus- und Zuglinien, die aber tragen kaum zur Entlastung des Verkehrs bei. Kurzum: Viele Menschen haben einfach keine Möglichkeit, zur WM in die Innenstadt zu kommen – also, so war die Idee, sollte die WM zu den Menschen gehen, nach Belleville zum Beispiel, 20 Kilometer von Kapstadt entfernt. Dort angekommen aber mussten wir und ein paar andere, die sich mit Fahnen und Tröten auf den Weg gemacht hatten, ernüchtert feststellen: Am Wochenende hat die WM zu, zumindest in Belleville. Das Fanfest macht erst wieder am Montag auf. Auch für das Spiel der Deutschen gegen Australien werden die Tore in Belleville nicht geöffnet werden.
Apropos Deutschland: In Durban in der Startaufstellung, in Kapstadt an der Hauswand – Miro
Zum Schluss haben wir leider eine traurige Mitteilung zu machen: Der erste Partner unserer Mission hat uns bereits nach einer Woche wieder verlassen. Es ist der Reifen hinten links – er wollte Schächteles beherzten Satz über die Bordsteinkante einfach nicht mitmachen. Wir haben nun den Notreifen montiert und werden morgen Ersatz beschaffen. In der Zwischenzeit können unsere Leser ganz in Ruhe darüber nachdenken, ob sie, hüstel, zum Ausgleich oben rechts auf den “Unterstützer”-Button klicken wollen. Der aktuelle Stand unseres Unterstützer-Kontos: 533,93 Euro. Dafür sagen wir schonmal vielen Dank.
ah noe, ich glaub’s nicht…aber danke fuers nach hause bringen
Da ich ja moechte, dass ihr sicher und gesund weiter kommt, um uns leser das wintermaerchen weiterhin so spannend naeherzubringen, werd ich mal einen teil eures reifens…aehmm…mitfinanzieren.
Swantje, wenigstens haben wir den Reifen für einen guten Zweck geopfert: Du kamst sicher und wohlbehütet zu Hause an. Das nächste Mal aber wirst Du den Wagen bei voller Fahrt verlassen müssen.
Mir gefällt euer Blog und das ganze Projekt wirklich gut. Ich trauere um den Reifen.
Eine Bitte: Keine Texte mehr über diese beknackten Tröten! Die Pfeifen von der Bildzeitung hatten schon zwei Titelseiten dazu und liefern Rassisten jede Menge Stoff: In deren Afrikaner-Bild passen primitive Plastikinstrumente hervorragend.
Das verhält sich hier forlgendermaßen: Bafana Bafana wird über sich hinauswachsen müssen, wenn sie weit kommen wollen. Und der Bordstein hats gestern nacht schon einmal vorgemacht. Nur der Fahrer hat mit derartiger Unterstützung nicht gerechnet.
[...] Erlebnissen, mangelnder Bildung und Armut, sozialen Projekten oder den unvermeidbaren Vuvuzelas. Die beiden lassen dabei viele Südafrikaner selbst zu Wort kommen, die von ihrem Leben in [...]
[...] Nationalmannschaft. In unserem Auto (es ist inzwischen der dritte Mietwagen, der erste hatte einen Reifenschaden, der zweite über Nacht einen veritablen Sprung in der Frontscheibe) bekam es während der [...]