11. Juni 2010
Am Tag davor – Eindrücke vom Coon Carnival from Frey und Schaechtele on Vimeo.
Kapstadt am Abend vor dem WM-Beginn kommt einem vor wie der Gastgeber einer Party, der noch bis zur letzten Sekunde Vorbereitungen trifft und mit nassen Haaren die ersten Gäste begrüßt. Während sich auf dem Fanfest schon die Menschenmassen zusammenschoben – am Nachmittag waren die Tore wegen Überfüllung sogar geschlossen worden, waren noch immer Bauarbeiter damit beschäftigt, die letzten Löcher auf den Gehwegen zu schließen. Wahrscheinlich werden sie bis zur letzten Sekunde vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels weiterarbeiten, und wahrscheinlich wird dann alles fertig sein.
Denn auch das ist Südafrika: Es mag hier nicht so geordnet zugehen wie in Europa, vieles klappt erst auf den letzten Drücker, was auch daran liegt, dass sich die Menschen gerade in Kapstadt oft denken: Och, es ist doch noch genug Zeit, der Tafelberg ist auch nicht an einem Tag erbaut worden… Doch am Schluss kriegen es die Leute immer irgendwie hin. Es ist dieses Grundvertrauen darin, dass am Ende schon alles klappen wird, das dieses Land so besonders macht und auch die jetzt beginnende WM prägen wird. Und mal ehrlich: Die Partys, bei denen nicht alles nach Plan läuft, sind doch ohnehin die besten. Man muss sich nur mal den Coon Carnival ansehen, der ausnahmsweise gestern abend durch Kapstadt zog. Normalerweise findet der zwar immer zu Jahresbeginn statt – aber in gewisser Weise ist morgen ja auch Neujahr.
Jetzt geht die WM also endlich los. Und im Fernsehen, im Radio, auf den Straßen gibt es kein anderes Thema mehr. Sechs Jahre lang hat Südafrika auf dieses Ereignis gewartet, und plötzlich sind es nur noch ein paar Stunden, bis die erste Fußball-Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden angepfiffen wird. Chris, der Sambianer aus unserer ersten Ton-Bild-Reportage, sagte: „Irgendwann ist es immer das erste Mal. Es gab eine erste WM in Europa, es gab eine erste WM in Südamerika – und jetzt gibt es die erste WM in Afrika.“ Was das für die Menschen hier bedeutet, ist für uns Europäer kaum vorstellbar. Auch dieses Turnier wird die Probleme dieses Landes nicht lösen können. Aber schon jetzt erzählen sich die Menschen davon, dass die Stimmung dieselbe sei wie während der Rugby-WM vor 15 Jahren. Es ist, als würde sich in den kommenden Wochen ein zart flirrender Regenbogen über das ganze Land spannen.
Und so stehen in der Nacht vor dem Eröffnungsspiel noch die Antworten auf zwei Fragen aus. Die erste lautet: Wird sich der inzwischen 91-jährige Nelson Mandela das Spiel Südafrika gegen Mexiko live im Stadion ansehen? Sein Enkel Nkosi Zwelivelile Mandela gab die Antwort heute im Radio:
Er kann sich in seinem Zustand nicht 90 Minuten ins Stadion setzen. Es ist schließlich Winter, wir müssen darauf Rücksicht nehmen. Denn als Südafrikaner wünschen wir ihm, dass er noch viele Jahre weiterleben wird.
Und die zweite: Wie viele Vuvuzelas haben wir allein heute gesehen gehört gespürt? Der aktuelle Stand des Vuvu-Zählers, der von nun an immer mitläuft: 5728 (5725 davon nicht im Bild).
8. Juni 2010
Ich möchte heulen – I want to cry from Frey und Schaechtele on Vimeo.
Die erste Folge unserer Ton-Bild-Reportagen aus Südafrika: Sie erzählt die Geschichte von sechs Kapstädtern, die die Nacht von Sonntag auf Montag vor dem Ticketing Centre verbracht haben.
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